Warum sich an der Finanzierung der Kreismusikschule SÜW jetzt etwas ändern muss – Seefeldt, Rinck, Utz und Göbel informieren


Kosten steigen immer weiter

Seefeldt zeigte anhand der Zahlen der vergangenen Jahre auf, dass die Kosten für den Unterhalt der Kreismusikschule SÜW stark angestiegen sind, von rund 751.000 Euro im Jahr 2020 auf voraussichtlich 1,27 Millionen Euro im laufenden Jahr. Dazu trügen mehrere Faktoren bei: die allgemeine Preisentwicklung, die gestiegenen Lohnkosten, die unlängst in SÜW mit einer Gehaltserhöhung auch an die Honorarkräfte weitergegeben worden seien, der Umstand, dass nach einem Gerichtsurteil demnächst alle Unterrichtenden fest beim Landkreis SÜW angestellt werden müssen – auch solche, die neben dem Studium einige Stunden in der Woche Instrumentenunterricht erteilten. Und: Da der Landkreis zu jedem Schüler und jeder Schülerin sowie zu jedem Kooperationsprojekt finanziell gesehen einen Zuschuss gewährt, also immer etwas „drauflegt“, wird das Defizit natürlich auch immer größer, je engagierter die Musikschule arbeitet und je mehr Menschen sie erreicht – ein Paradox.

Wenig Förderung, viel Eigenanteil 

„Der Anteil, den das Land Rheinland-Pfalz an den Kosten der Kreismusikschule übernimmt, wird 2024 bei 5,9 Prozent liegen, der Kreis SÜW wird mit 709.000 Euro mehr als 55 Prozent der Kosten selbst tragen“, so Seefeldt. Mit den Gebühren für den Musikunterricht, die die Kinder beziehungsweise deren Eltern übernehmen, werde im laufenden Jahr etwa ein Drittel der Kosten der Musikschule gedeckt werden können. Etwa ein Viertel der Familien profitiert von Ermäßigungen, die in der Preisstaffelung der Schule für Geschwisterkinder oder Empfänger von Bürgergeld vorgesehen sind. Die Unterrichtskosten sollen dabei möglichst nicht noch weiter steigen, auch nicht die Leihgebühren für Instrumente, bekräftigt der Landrat. Er sagte: „Das Ministerium erarbeitet derzeit einen Kulturentwicklungsplan und schreibt im entsprechenden Ergebnisbericht, dass Musikschulen zentraler Partner seien bei der Ausweitung kultureller Bildungsangebote in der Fläche. Der Zeitpunkt für eine echte Verbesserung der Musikschulfinanzierung auf Landesebene ist damit da.“ 

SÜW ist kein Einzelfall 

Christoph Utz, Vorsitzender des Landesverbandes der Musikschulen in Rheinland-Pfalz e.V., zeigte auf, dass die Anzahl der Musikschulen im Land zuletzt von 45 auf 40 zurückgegangen sei. Weitere Einrichtungen, gerade solche, die als Verein organisiert seien, und in denen daher Einzelpersonen im Fall des Falles hafteten, könnten in absehbarer Zeit in Bedrängnis geraten. Die SÜW-Musikschule sei in puncto prekäre Finanzlage leider kein Einzelfall, so Utz. 

Andreas Göbel, geschäftsführender Direktor des Landkreistags Rheinland-Pfalz, erläuterte, dass der Landkreistag Rheinland-Pfalz zusammen mit anderen kommunalen Spitzenverbänden vor wenigen Wochen ein Positionspapier veröffentlicht habe, in welchem die Verbände die besondere gesellschaftliche Bedeutung des Zugangs zu Musikschulen herausstellten und sich für eine „faire Drittelfinanzierung“ aussprechen. Bedeutet: Kommune, Land und Eltern sollen die Kosten zu gleichen Teilen übernehmen. Göbel führte im Kreishaus SÜW aus, welche Stellung den Musikschulen zukomme: „Die Angebote der Musikschulen tragen zum Zusammenhalt bei. Hier funktioniert Inklusion und Integration nicht nur auf dem Papier, sondern in der Realität.“ Er sehe in der Arbeit der Musikschulen eine Grundlage für gelingende Bildungsbiographien und plädierte dafür, lieber den Musikschulen als Ort sozialer Teilhabe Mittel zukommen zu lassen als später viel mehr Geld in der Jugendhilfe oder für andere Maßnahmen einsetzen zu müssen. 

Mehr als Musik 

Adrian Rinck, Leiter der Kreismusikschule SÜW, nannte Beispiele, wo sich seine Schule über die reine Instrumentenausbildung Einzelner hinaus engagiert: 23 Schulkooperationen, 14 Kita-Kooperationen, eine Zusammenarbeit mit dem Kinder- und Jugenddorf Maria Regina in Silz, eine Inklusionsband, die erste deutsch-französische Musikschule Europas, außerdem der enge Austausch im internationalen Gemeinschaftsprojekt „Youth.Europe.Music.“ belegten, wie vielseitig die KMS in die Gesellschaft hineinwirke. „Wir sind als Bildungspartner gefragt“, so Adrian Rinck. 

Auf dem richtigen Weg.