Leider noch genug zu tun: Gleichstellungsbeauftragte Isabelle Stähle berichtet im Kreistag von ihrer Arbeit


Es sei viel auf den Weg gebracht worden, Frauen seien in Wirtschaft, Medien und Politik angekommen. Gleichberechtigung geschehe aber nicht automatisch, nicht evolutionär, sondern revolutionär. Sie müsse immer wieder neu errungen werden.  

Landrat Dietmar Seefeldt pflichtete der Beauftragten nach deren Bericht bei. Es gebe leider noch viel zu tun. „Die Gleichstellungsstelle hat meine volle Rückendeckung. Es gibt noch viele Ungerechtigkeiten in der Welt, sodass man noch lange nicht von Gleichberechtigung sprechen kann“, so Seefeldt.

Frauen sind politisch unterrepräsentiert, auch in SÜW

Stähle zeigte unter anderem auf, dass Frauen, die etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung stellen, in politischen Gremien weiterhin unterrepräsentiert sind. Im Kreistag SÜW liege der Frauenanteil bei 22 Prozent. „Es gibt Ortsgemeinden im Landkreis, da ist keine einzige Frau im Gemeinderat vertreten“, so die Beauftragte. Bis in den Bundestag ziehe sich die Unterrepräsentanz von Frauen. Frauen in Ämtern würden außerdem auch öfter angegangen als Männer. Nur zwölf Prozent aller kommunalen Oberhäupter seien weiblich. „Wer hat Lust, politische Verantwortung zu übernehmen, wenn er angefeindet oder bedroht wird? Es braucht große Anstrengungen, um davor zu schützen“, verdeutlichte Stähle. 

Auch berufstätige Familienväter müssten sich für die Vereinbarung von Familie und Job einsetzen, forderte Stähle. „Wann ist ein Mann ein Mann? Wenn er die Welt auch mit den Augen einer Frau sehen kann.“

124 Menschen beraten 

Die Themenschwerpunkte der Gleichstellungsstelle im Landkreis Südliche Weinstraße sind Politik und Partizipation, Beruf, Kultur, Gesundheit, Beratung und häusliche Gewalt. Im Bereich Beratung hat Stähle 2022 und 2023 insgesamt mit 54 Frauen und fünf Männer gesprochen und dabei insgesamt 124 Beratungsgespräche mit ihnen geführt. Bei 31 Prozent der Gespräche ging es um Trennung und Scheidung, bei 28 Prozent um Gewalt beziehungsweise häusliche Gewalt. Der Aspekt Wohnungssuche werde immer mehr angesprochen. Im Landkreis gebe es außerdem eine Schutzwohnung. Dabei handele es sich nicht um ein Frauenhaus, wie Stähle klarstellte. Die Wohnung habe den Charakter einer Frauen-Wohngemeinschaft. In den Jahren 2022 und 2023 mussten dort neun Frauen und vier Kinder einziehen. Die Verbleibdauer lag, so Stähle, zwischen zwei Tagen und sieben Monaten. Die Frauen kämen von sich aus auf sie zu, oder erhielten vom Jugendamt, Krankenhäusern oder anderen Stellen den Kontakt.  

Auf dem richtigen Weg.