„Während das deutsch-französische Band in der Vergangenheit, und das ist durchaus bemerkens- und lobenswert, vor allem punktuell und durch persönliche Beziehungen gestärkt wurde, zeichnet das Engagement von Dr. Brechtel und Dr. Harster aus, dass sie sich darüberhinausgehend für die Etablierung fester Strukturen des deutsch-französischen Miteinanders in unserer Region eingesetzt haben“, so Landrat Dietmar Seefeldt, der die Medaillen übergab.
Feierlicher Abend mit vielen Gästen
Ortsbürgermeister Bernhard Jud konnte zur Verleihung der Grenzlandmedaille zahlreiche Gäste in der Südpfalzhalle in Kapsweyer begrüßen. Er betonte, dass bereits 40 Persönlichkeiten die Grenzlandmedaille erhalten haben und dankte allen engagierten Helferinnen und Helfern, die das Fest im würdigen Rahmen möglich machten. Johannes Maciejonczyk, Bürgermeister von Burgebrach in Franken, der Partnergemeinde von Kapsweyer, hielt die Festansprache und appellierte mit „dem Blick von außen“ dafür, sich die vermeintlichen „Selbstverständlichkeiten“ im alltäglichen Miteinander, beispielsweise ohne Kontrollen über die Grenze fahren zu können, bewusst zu machen. Die Werte der französischen Revolution, „liberté, egalité, fraternité“, ähnelten doch sehr dem deutschen „Einigkeit und Recht und Freiheit“. Dies seien die verbindenden Elemente des europäischen Miteinanders, die in der Südpfalz nicht abstrakt, sondern ganz konkret zu erleben seien.
Grußworte kamen vom Bundestagsabgeordneten Dr. Thomas Gebhart, von Evelyne Isinger, Mitglied des Regionalrats Grand Est, Kathrin Flory, Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Bad Bergzabern, sowie Stéphanie Kochert, Conseillère d’Alsace bei der Collectivité Européenne d'Alsace.
Zahlreiche Gäste, darunter viele weitere Träger der Grenzlandmedaille, nahmen an der Feierstunde teil. Musikalisch umrahmten die United Concert Band Landau-Südliche Weinstraße unter Thomas Winter sowie der Gesangverein Eintracht aus Kapsweyer die Feier.
Auszüge aus der Würdigung für Dr. Fritz Brechtel durch Landrat Dietmar Seefeldt: „Seit Amtsantritt als Landrat des Kreises Germersheim ist Dr. Fritz Brechtel Mitglied im Vorstand des Eurodistrikt PAMINA. Auch als stellvertretender Vorsitzender des Zweckverbandes Eurodistrikt PAMINA hat er sich engagiert. Von 2014 bis 2017 wirkte er als Vorsitzender des Eurodistrikt PAMINA und hat in dieser Zeit die Umwandlung des grenzüberschreitenden örtlichen Zweckverbandes (GÖZ) in einen Europäischen Verbund für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ) erfolgreich initiiert und umgesetzt. Auch genannt sei der umfassende Einsatz für die Förderung von grenzüberschreitenden Kleinprojekten mit europäischen Fördermitteln aus dem INTERREG-Programm. Des Weiteren hat Fritz Brechtel im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Europäischer Grenzregionen (AGEG) aktiv mitgewirkt und den Eurodistrikt PAMINA auch auf europäischer Ebene repräsentiert. Als Landrat initiierte er verschiedene Projektträgerschaften, besonders erwähnenswert sind zwei große INTERREG-Projekte: die Beschaffung eines Amphibienfahrzeugs für den grenzüberschreitenden Katastrophenschutz sowie die ‚Smart Factory‘ an der Berufsbildendenden Schule Wörth. Während einer Zeit, die auch die deutsch-französische Freundschaft auf eine Bewährungsprobe gestellt hat, der COVID-Pandemie, setzte sich Brechtel persönlich für die Aufnahme und Behandlung von elsässischen Intensivpatienten in Krankenhäusern im Landkreis ein. Er fungierte als ‚Triebfeder‘ zur vertieften Zusammenarbeit der Feuerwehren aus der Südpfalz und dem Nordelsass, insbesondere im Bereich der grenzüberschreitenden Waldbrandfrüherkennung und -bekämpfung. So war er auch Vorsitzender der Lenkungsgruppe zur Entwicklung und Umsetzung eines INTERREG-Projektes der Feuerwehren aus dem Eurodistrikt PAMINA zum Thema Waldbrandbekämpfung.“
Auszüge aus der Würdigung für Dr. Patrice Harster durch Landrat Dietmar Seefeldt: Dr. Patrice Harster war 36 Jahre im Dienst der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, davon 21 Jahre als Geschäftsführer bei PAMINA in Lauterbourg. Schon zuvor, Anfang der 90er-Jahre engagierte er sich unter anderem für die Einrichtung der Infobest-PAMINA, jener Informations- und Beratungsstelle, die auch heute noch für die Bürgerinnen und Bürger von großer Bedeutung ist. ‚Mit kleinen Schritten vorwärtsgehen, aber stets so, dass es kein Zurück gibt‘, so zeigte sich Patrice Harster hartnäckig, wenn es beispielsweise um die Erweiterung des alten Zollhauses in Lauterbourg zur PAMINA-Zentrale ging. Antizipationsfähigkeit, Weitsicht und Hartnäckigkeit zeichnen ihn aus. Ebenso ein tiefgreifendes Verständnis für komplexe Prozesse und Verfahren. 2016 war das ein wichtiger Grundstein für die erfolgreiche Überführung des Zweckverbandes in einen Verbund für territoriale Zusammenarbeit nach europäischem Recht, kurz EVTZ, die gemeinsam mit Dr. Fritz Brechtel als Präsident des Eurodistrikt PAMINA erfolgte. Wo verschiedene Systeme aufeinander treffen, funktioniert manches nicht, was im nationalen Kontext sehr banal scheint. Beispielhaft kann hier das Rebmeerbad in Bad Bergzabern erwähnt werden, in welchem französische Schülerinnen und Schüler aus rechtlichen Gründen lange Zeit keinen Schwimmunterricht erhalten konnten – dank Patrice Harster wurde eine tragfähige und rechtssichere Lösung gefunden. Auch die Reaktivierung der Bahnverbindung zwischen Winden und Wissembourg hat Patrice Harster begleitet, ebenso wie Dr. Brechtel. Vermitteln und Lösungen Finden waren auch während der Corona-Pandemie von großer Bedeutung. Zahlreiche Kooperationen lagen auf Eis – gleichzeitig war der Eurodistrikt PAMINA dadurch eingeschränkt, dass einige Mitarbeitende nicht mehr zu ihrem Arbeitsplatz kommen konnten. Hier hat Patrice Harster ein Krisen-Team aufgebaut und den Eurodistrikt sowie die Infobest am Laufen gehalten, die Kommunikation zwischen den Akteuren sichergestellt und für Patiententransfers aus dem Elsass Kontakte hergestellt. Das PAMINA-Team hat Patrice Harsters hervorragend geführt, keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass dabei zwei Sprachen und verschiedene Tarif- und Personalverwaltungssysteme zu koordinieren waren. Sein gutes Verhältnis zu den Mitarbeitenden zeigt sich an der geringen Personalfluktuation, durchaus außergewöhnlich für eine grenzüberschreitende Einrichtung.“